"Die Liste der amerikanischen Militärstandorte in Norddeutschland listet alle militärischen Einrichtungen amerikanischer Verbände in Norddeutschland (Bereiche NORTHAG/2ATAF und LANDJUT) auf, sowohl geschlossene als auch noch bestehende. Um die Originalität zu erhalten, folgen die Ortsnamen – so weit es vertretbar erschien – den bei den US-Streitkräften üblichen Bezeichnungen (d. h. spätere Gemeindereformen werden nicht berücksichtigt).
Das ACE-High Systemwar eine von USAFE betriebene Fernmeldeeinrichtung für die NATO. Es handelte sich um eine Forward Scatter Verbindung mit der Zentrale bei SHAPE. Von 1960 bis 1966 befand sich die Leitstelle in Paris auf dem Eiffelturm (Tour Eiffel control center) sowie „Paris Nord“ bei Beauvais. Die Verbindung mit BAOR/RAFG wurde über Roetgen hergestellt. In Europa standen 49 Troposhären-Scatter und 41 Mikrowellen- (Sichtverbindung) Stationen. Nach dem Ausscheiden Frankreichs aus der militärischen Integration, erfolgte der Aufbau einer neuen Verbindung von Casteau und Chièvres (Belgien) über Kindsbach und Feldberg/Schwarzwald nach Dosso dei Galli am Gardasee (Italien)." [35]
"Die Geschichte des ACE High-Networks und seiner Freunde der AFCENT - Region in Frankreich[33]
Die militärischen und zivilen Aktivitäten stehen im Zeichen der Vergänglichkeit und verändern sich um zu überleben. Die Geschichte des Telekommunikationsnetzes der NATO [1], das ACE-High Netzwerk [2], ist dafür ein gutes Beispiel.
[1949] Die NATO entstand 1949 unter dem Phänomen der steigenden atomaren Bedrohung, die die UdSSR [3] und ihre Verbündeten auf die freie westliche Welt ausübten.
Militärisch umfaßte die NATO ein Alliiertes Oberkommando (SHAPE) [4] in Rocquencourt [5] bei Versailles und drei regionale Kommandobehörden (RHQ) [6], die untereinander durch verschiedene damals mögliche Fernmeldesysteme verbunden waren: Richtfunkstationen auf VHF-Basis, Telefonverbindungen über zivile Fernkabel- und Richtfunklinien und weitere Radionetzwerke. Alle technischen Mittel hatten jedoch Schwachpunkte in punkto Zuverlässigkeit, Abhörsicherheit, Verschlüsselung der Daten und in der Übertragungsdauer. Die Schwachpunkte konnten durch die troposphärischen Prodiffusionstechniken weitgehend beseitigt werden, die in den 50er Jahren in den USA entwickelt worden waren und somit in die Installation des ACE-High-Netzwerks integriert wurden.
[1956] erteilte die NATO (SHAPE) der Firma STC [7], einem Unternehmen für Planung, Design, Engineering und Installation den Auftrag, das ACE-High Netzwerk in Europa zu installieren, um eine 6.739 km lange Transmissionsstrecke (Backbone Route/Basisnetz [*8] ) zwischen Nordnorwegen und dem Süden der Türkei einzurichten. Um die nötigen praktischen und technischen Erfahrungen in Europa zu sammeln, wurde
[1958] in Norwegen ein vorläufiges Netzwerk von 4 Stationen (Hot Line [*9] ) installiert, anschließend wurde diese Pilotprojekt-Verbindung in das ACE-High Netzwerk integriert. Dazu gehörten bis zu 49 Stationen in Europa. Das System wurde als „Tropospheric-Scatter-Communications-Network“ (OH [10]) bezeichnet und verfügte zusätzlich zu den OH-Stationen noch über bis zu 40 Richtfunkstationen (L.o.S. [11] ), die quasi in direkter Sichtverbindung zur nächsten Station installiert worden waren. An den unterschiedlichen Endpunkten befanden sich die verbunkerten Anlagen der Kommandostäbe. Die 10 französischen ACE High-Stationen [12], die nach Verlegung von SHAPE nach Casteau/Belgien und Aufgabe der AFCENT-Führungsbunker im Camp de Margival bei Laffaux/Frankreich im Jahr 1979 auf 8 Stationen reduziert [13] wurden, blieben weiterhin das zentrale Element in der AFCENT-Region.
Durch Positionierung der ACE-High Stationen an topographisch ausgewählten Standorten, teilweise auch in großen Höhen, konnten mit den 20-30 m großen Parabolantennen bzw. Flächenantennen (Billboard-Antenne) zwischen zwei ACE High Stationen Entfernungen von 200-300 km überbrückt und im gesamten System eine sichere Übertragung von Telefon- und Telegrafenverbindungen, besonders der Radardaten für das terrestrische Frühwarnsystem (Early Warning System[14] ), gewährleistet werden. Die technischen Einrichtungen der ACE-High-Stationen wurden von hoch spezialisiertem nationalem Personal bedient.
[1961] Nach Lösung der technischen Probleme ging das ACE-High Netzwerk 1961 in Betrieb. Für die weiteren erheblichen administrativen Aufgaben wurden für alle drei Regionen in Europa (AFNORTH [15], AFCENT [16], AFSOUTH [17] und der 5. ATAF [18] einschließlich der Türkei) das NATO Transmissions-Regiment [19] aufgestellt. Dieses Regiment koordinierte regional die Aufgaben der einzelnen Nationen und überwachte die Erstellung von Gebäuden und Infrastrukturen, plante die Unterbringung der Mitarbeiter und deren Familien an den oftmals sehr schwer zugänglichen Orten der Region. Die Bereitstellung von Energie und Versorgung erforderte ebenfalls erhebliche Aufwendungen, ebenso die Sicherung und Bewachung der ACE-High Stationen. Der gesamte Arbeitsumfang des Transmissionssystems wurde von SHAPE überwacht.
Die Techniker aus den jeweiligen Nationen wurden der NATO-Verantwortlichkeit unterstellt. Nach der Zuweisung wurden die Techniker an die ACE-High-Schule NCISS [20] in Latina/Italien zu einer spezifischen technischen Ausbildung entsandt. Der Lehrgang war ein Höhepunkt in ihrer Karriere, die sie mit den anderen Betreibern der ACE-High Stationen kameradschaftlich verband. Bis 1972 wurden der technische Betrieb und die logistische Unterstützung der acht französischen Stationen zwischen den drei französischen Teilstreitkräften aufgeteilt. (Armée de l’Air - Luftwaffe - mit 3 Stationen/Marine Nationale - Marine - mit 2 Stationen/Armée de Terre - Heer - mit 3 Stationen). Aufgrund von Personalknappheit in den Teilstreitkräften Heer und Marine betreute die französische Luftwaffe von 1972 bis 1975 die französischen ACE-High Stationen.
[1966] Frankreich verließ im Jahr 1966 das integrierte Militärkommando der NATO, blieb aber weiterhin in der atlantischen Allianz integriert. Die Verantwortung für den französischen ACE High Abschnitt wurde unter der Bezeichnung FSB [21] nach Brunssum/Niederlande verlegt. Der französische AFCENT-Bereich wurde dem französischen Verteidigungsministerium in Paris zugeordnet, respektive die Befehlsverantwortlichkeit der MMF [22]. Diese Änderung führte nicht zur Beeinflussung der NATO-Strategie. Von den acht Kontrollzentren in Europa wurde das Master-Kontrollzentrum von Paris-Nord[23] bei Beauvais nach Lammersdorf [24] in Deutschland verlegt. Diese heikle Operation unter der Bezeichnung "switch over“ wurde erfolgreich durchgeführt.
Die damalige hohe Verfügbarkeit des Systems von 99,99 % war nicht nur aufgrund des Materials und der Technik gegeben, sondern vielmehr durch den sehr hohen persönlichen Einsatz des Betriebspersonals.
Für die regelmäßige Wartung und Instandhaltung waren die MMT-Teams [25] zuständig. Sie entwickelten und verbesserten die Anlagen nach den Vorgaben von SHAPE kontinuierlich weiter auf den neuesten technischen Stand.
Aus Gründen der Zusammenarbeit, des Erfahrungsaustausches und der Koordination wurde jedes Jahr durch eine Nation die „Jahreskonferenz der Stationsleiter" organisiert. Die zuständige FSB-Zentrale [26] lud die Controller, die MMT-Mitglieder zur Unterstützung der Gastgeber und die meisten Ehefrauen hierzu ein. Das war der Beginn einer langen
[1976] internationalen Freundschaft. Der moderne „Babel-Turm“ baute also bis zur Schließung der Stationen im Jahr 1996 sehr starke persönliche Bindungen auf. 1976 wurde auf der Station Pierre-sur-Haute [27] bei Lyon im französischen Zentralmassiv auf Initiative von Jacques Michault [28] eine Interessengemeinschaft aus ACE-High Veteranen und Freunden des ACE High-Systems ins Leben gerufen. 100-150 Personen aus verschiedenen europäischen Nationen treffen sich Jahr für Jahr an wechselnden Orten in Frankreich, um mit diesen regelmäßigen „Meetings“ die Zusammengehörigkeit der Gruppe zu stärken und zu pflegen und das ACE-High System in Gedanken weiterleben zu lassen.
Der technologische Wandel und die Umstrukturierung der europäischen Staaten gemäß der strategischen Lage sind die maßgeblichen Ursachen für die Abschaltung und Auflösung des ACE-High Systems. In den 70er Jahren, mit der Positionierung der ersten geostationären Umlaufbahn des Satelliten-Netzwerkes[29] und den angemieteten erdgebundenen Telefonleitungen nationaler öffentlicher Betreiber, die das ACE-High Netzwerk somit erweiterten, wurden diese interregionalen Kommunikationssysteme als NICS [30] bezeichnet. Die Zusammenführung der verschiedenen Übertragungssysteme zeichnete sich durch große Zuverlässigkeit und Flexibilität aus, vor allem, wenn bei Satellitenwechsel umfangreiche Schaltungsänderungen (System-Konfigurationen) durchgeführt werden mussten.
[1993] wurden die NATO IV-Satelliten Typ B, britischen Designs [31] in Betrieb genommen. Die vom ACE-High System verwendeten Frequenzbänder mussten für den Fernseh- und
[1996] Mobiltelefonempfang, wie im Jahr 1956 vertraglich vereinbart, wieder freigegeben werden. Es wurde beschlossen, das ACE-High System 1996 außer Betrieb zu nehmen und die Frequenzbänder zurückzugeben. Die Verbindungen zwischen den bestehenden NATO-Staaten wurden dann durch das NATO CRONOS-Netzwerk [32] und über die Internet-Router sichergestellt.
In der Legende der Jahrhunderte wurden die Pfeile, die Kain in den Himmel abschoss, auf die Sterne abgelenkt. In ähnlicher Weise durchbrechen heute die Wellen die troposphärische Schicht und werden auf die Satelliten abgelenkt. Statt sich vom Fortschritt erschlagen zu lassen, besuchen die Ehemaligen der ACE-High Stationen heute die Orte der Vergangenheit, die nun von den Jungen besetzt sind, und sie betreten so die Zukunft[33]."