Die ACE High Station „AFEZ“ auf dem Feldberg
Die Gemeinde Feldberg liegt im südlichen Schwarzwald im Dreieck von Schweiz, Frankreich und natürlich Deutschland. Es ist die Region Titisee im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Bürgermeister Stefan Wirbser und die 1.769 Bewohner seiner Gemeinde leben überwiegend vom Tourismus. Der Feldberg selbst, seit 1937 unter Naturschutz stehend, ist kein typischer Berg, sondern ein mehrere Kilometer langes Mittelgebirgsmassiv. Dieses Massiv vereint drei Kuppen. Davon ist der Feldberg mit 1.493 Meter die höchste Erhebung. Mit 1.448 Meter folgt der Seebuck und der uns interessierende Baldenweger Buck mit 1.461 Meter Höhe. Hier stand die seinerzeitige NATO ACE High Station, das über zwanzig Jahre wohl mehr als außergewöhnliche „Markenzeichen“ der Gemeinde Feldberg!
Verbunden mit der Verlegung des NATO-Hauptquartiers 1966 vom französischen Fointanbleau in das belgische Casteau war die Einrichtung mehrerer neuer ACE High Stationen, darunter der Feldberg. In Betrieb ging die Anlage 1969. Seit Oktober 1995 wurde sie nicht mehr genutzt und im Jahr 1998 kam das endgültige Aus! Die Antennen wurden abgebaut. Nach dem Abbau der Station wurde das Gelände renaturiert.
Stationskennung,Antennen und Verbindungen
Die NATO-Richtfunkanlagen hatten keine offiziellen Rufzeichen,jedoch gab es im militärischen Umgang durchaus Kennzeichnungen der Stationen. Die Feldberg-Station hieß AFEZ. A stand für Allemande, FE für Feldberg und Z für das ACE High System. Bei dem später eingeführten Satellitenübertragungssystem „Satcom“ war die Namensgebung der Stationen identisch, nur der letzte Buchstabe wurde von Z auf X geändert. Und damit wusste man, dass es sich um eine Satellitenanlage handelt.
Die großen Troposcatter-Antennenanlagen – waren um die 33 Meter hoch.Die Feedhörner standen vom Reflektor abgesetzt auf einem eigenen Mast. Gesendet wurde bei 900 Megahertz über einen Marconi REL Sender, Serientyp 2.600, mit zunächst 10 Kilowatt,später mit fünf Kilowatt in Richtung Italien.Dort befand sich die Gegenstation mit der Kennzeichnung IDGZ. Entsprechend „Italy Dosso dei Galli“.Diese Anlage stand im Norden Italiens nahe der Grenze zur Schweiz in der Region Lombardia und der Province Brescia.Es wurde in 2.400 Meter Höhe nicht weit entfernt vom Gardasee gefunkt.Nicht selten waren die Techniker im Winter für mehrere Tage eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten!Gesendet wurde über eine Entfernung von zirka 350 Kilometer.
Es ging aber auch mit weniger Leistung,kleineren Antennen und weniger Kilometern Entfernung.An der Rückseite des filigranen, aber stabilen Standgerüstes der Troposcatter Reflektoren waren zwei Meter im Durchmesser große Radon-Parabolspiegel angebracht.Durch diese Antennen wurden die Verbindungen zur Station ABHZ im Bereich Kaiserslautern/Ramstein weitergeleitet. BH bedeutet nichts anderes als Bann Hill, ein Berg nahe des Ortsteils Bann der Gemeinde Kindsbach.Mit einem Kilowatt aus einem NERA-Gerät wurde die zirka 150 Kilometer weite Luftlinie überbrückt.Unterschiedliche Angaben aus verschiedenen Quellen legen den Übertragungsbereich auf einem bis 1,8 Gigahertz oder auch bei drei Gigahertz fest.
Die besondere funktechnische Bedeutung der Feldberganlage
Neben der ohnehin wichtigen Aufgabe durch die Station auf dem Feldberg,Verbindungen in den Führungsebenen der NATO sicherzustellen, kam der AFEZ noch eine weitere Bedeutung zu. Dies sei am Beispiel Bann Hill erläutert: Bis 1992 befand sich in Ramstein die Führung der vierten Allied Tactical Air Force – der vierten ATAF. Hierzu gehörte auch das 615. Aircraft Control Warning Center sowie das Sector Operation Center – SOC. Sozusagen das
Luftüberwachungszentrum der NATO.Von hier wäre Alarm ausgelöst worden, wenn der Warschauer Pakt die Grenze in der Luft überschritten hätte.Die Luftraumüberwachung war in einem weitläufigen Bunkersystem der ehemaligen Wehrmacht untergebracht.Die Bann Hill ACE-Spezialisten hatten indes oberirdische Unterkünfte.Damit ist herausgestellt,welche hochrangige Einheiten ihre Nachrichten über den Feldberg weitergaben oder erhielten.Übrigens hat auch die Feldbergstation einen Wehrmachtsbunker genutzt.Auf dem war die Station aufgebaut worden.Ansonsten wurde der Bunker als Büro, Küche,Aufenthaltsraum und Lager genutzt.Die Sende- und Empfangsanlagen waren ebenso wie die Notstromanlage in oberirdischen Gebäuden untergebracht.
Weitere Funkanlagen auf dem Feldberg dienten den Franzosen und Amerikanern.Der schwarze Turm in Nähe des höchsten Punktes des Feldberges gehörte zu den Franzosen.Nicht weit entfernt davon stand die Unterkunft der Deutschen, von den Soldaten liebevoll Chalet genannt, gefolgt von der amerikanischen Station.
Die Soldaten auf dem Feldberg
Bis zu 20 Personen betreuten die Funkanlage auf dem Feldberg.Davon hatten die meisten Zeitsoldaten eine Verwendung von acht bis zwölf Jahren.Hinzu kamen noch zwei Berufssoldaten und ein Wehrpflichtiger sowie Zivilisten.Die Berufsbezeichnung lautete im typischen Deutsch:„Fernmelde-weit-verkehrs-mechaniker-meister“.Einfacher ging es im NATO-Englisch:„ACE High Technician“.Die Spezialisten für die Notstromanlage wurden „Powerman“ genannt.Zusätzlich gab es besondere ACE High Ingenieure im „Mobile Maintenance Team – MMT“.Sie reisten von Station zu Station für besondere Wartungsarbeiten.Zwei Mann in einer 24- Stunden-Schicht garantierten auf dem Feldberg eine ununterbrochene einwandfreie Funktion der Sende- und Empfangsanlagen.Ein Mithören der übertragenen Signale war den Soldaten nicht möglich.
Dank geht an die ehemaligen Stationsmitarbeiter Thies Klatte, Chef-Techniker von 1985 bis 1995 für seine Hintergrundinformationen und Willibert Wilkens für Informationen und Fotos.
Horst Garbe, DK3GV"[1]